Mein Name ist die Weiblichkeit – Beitrag von Poetry-Slammerin Hosnija Mehr beim Interreligiösen Frauenmahl

Hosnija Mehr hat beim Interreligiösen Frauenmahl am 31. März im Hospitalhof Stuttgart diesen wunderbaren Text vorgetragen. Wir freuen uns sehr, dass sie uns den Text hier zur Verfügung stellt. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag!


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Haben sich schon immer für mich interessiert

Wollten wissen wie ich, die Weiblichkeit höchstpersönlich, funktioniere

Versuchten mir zu erklären, wer ich bin

Und bemühten sich darum mein Wesen zu definieren

 

Sie zeichneten meine Konturen nach

und setzen mich in einen Rahmen

Sie deckten meine Narben und machten mich zur Marke

Jeder sah in mir meinen Körper,

aber niemand kannte meinen Namen

und alle dachten, ich hätte sowieso nichts zu sagen

Denn ich bin doch nur eine Frau

Ein Symbol in jeder Werbung, egal wohin ich schau

Symmetrisch, proportional genormt, nicht nahezu sondern grenzenlos perfekt

So lernte ich mich zu formen

 

Mein Gewicht war Produkt meiner Kalkulation

Und mein Körper Ergebnis meiner Kontrollen

Mein Wille war dazu gezwungen einem anderen zu folgen

Selbst wenn ich sprach, wollten sie meiner Stimme nicht lauschen

Und über die Jahre hinweg, schien manchmal auch ich ihren Vorurteilen zu glauben

Sie sagten, ich sei doch nur eine Frau

Ein weiblicher Körper mit beschränktem Inhalt

Mein Herz das bestehe aus Schwäche

Und Mein Gehirn aus Emotionen

Mein Vernunftsvermögen habe man mir zur Geburt gestohlen

Ich könne nichts Ernsthaftes leisten

Deshalb verdiene ich auch nicht soviel

Professionalität sei nicht meine Stärke

Und Durchsetzungsvermögen fehle mir auch

Und wenn ich wütend werde, sei es doch nur die menstruierende Gebärmutter in meinem Bauch

Jahrhundert für Jahrhundert bestimmte ich nicht selbst mein Leben als Frau

 

Und heute?

Heute scheint meine Stimme ihren Lärm zu übertönen

Heute beginnt die Macht des Patriarchats langsam zu bröckeln und wird sich vielleicht eines Tages komplett auflösen

Doch bis dahin, werde ich der Welt selbst erzählen wer ich bin:

 

Mein Name ist die Weiblichkeit

Und mein Gesetz ist auch Deines

Mein Wesen ist nicht anders

Doch unser Wert scheint nicht der Gleiche

 

Die Geburt hat uns zu Mann und Frau gemacht

Aber nicht stärker und auch nicht schwächer

Mein Körper sieht vielleicht anders aus, aber das macht ihn noch lange nicht schlechter

Und auch wenn ich durchschnittlich weniger Muskelmasse besitze, bin ich nicht zart besaitet

Nein an der Belastbarkeit meiner Haut und Hülle habe ich keinen Zweifel

Und ja mein Körper ist durchaus fähig Kinder zu gebären

Aber es macht trotzdem keinen Sinn mir deshalb meine Rechte zu verwehren

Ich bin wütend

Ich bin wütend, weil ich mich frage wer die Menschen zu solch einem Irrsinn nur verleitet

Wer solch widerwärtige Gerüchte über mein Geschlecht nur verbreitet

 

Schau mich an

Schau mich an und erkenne, dass jedes Luftmolekül, das ich ausatme, Weiblichkeit versprüht

Dass ich es bin, die entscheidet, wie viel oder wie wenig Kleidung meine Haut berührt

Dass Weiblichkeit nicht ist, was wir tragen, woran wir glauben oder wie wir aussehen

Weiblich bin ich und jedes Wesen hier draußen, das sich Frau nennt

Weiblich ist kein Verhalten, keine Klamotte und kein Haarschnitt

Weiblichkeit ist ein Geschlecht, eine Identität, aber mehr dann wieder auch nicht

 

Die Weiblichkeit, sie ist mein Name

Und ihr Gesetz auch Deines

Ihr Wesen ist nicht anders und unser aller Wert ist doch der Gleiche!

 

Hosnijah Mehr, Poetry-Slammerin “I,Slam Stuttgart” beim Interreligiösen Frauenmahl im Hospitalhof Stuttgart am 31. März 2019

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efw@elk-wue.de

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