24 Apr Fast oder Fair Fashion?
Warum nachhaltige Mode alternativlos ist
An diesem 24. April 2023 jährt sich das Unglück von Rana Plaza zum 10ten Mal. Aus diesem Anlass findet seither jedes Jahr die Fashion Revolution Week statt: Fashion Revolution Week 23 – Fashion Revolution Germany (future.fashion).
Der Einsturz der Fabrikhalle in Bangladesch hat die Notwendigkeit schneller Veränderungen im Bereich der ansonsten auch „schnellen” Mode (Fast Fashion) sehr deutlich gemacht. Wir müssen in Erinnerung an dieses Ereignis als Konsument*innen wach und nachfragend bleiben. Eine Frau, die sich dieser Aufgabe schon seit Jahrzehnten mit der Kampagne Clean Clothes Campaign widmet, ist Kinga von Gyökössy-Rudersdorf. Deshalb stellen wir heute drei Fragen an Kinga:
Kinga, du bist aktiv an Schulen und öffentlichen Plätzen unterwegs im Rahmen der “Kampagne für saubere /faire Kleidung” (CCC). Wie aktuell ist das Thema der „sauberen” und nachhaltigen Kleidung heute überhaupt noch?
Es ist bei einigen Leuten, und besonders bei vielen jungen, sehr aktuell, schon wegen der Debatte über das “Lieferkettengesetz”. Außerdem ist es für Friday for Future Leute aktuell, aufgrund der großen Rolle in der Klima-Debatte, bei der es eine große Rolle spielt, wie Kleider oder Schuhe hergestellt werden. Seit es in Deutschland Faire Messen gibt, ist es noch viel präsenter als noch vor 10 Jahren.
Wie bekommst du Kinder und Jugendliche dazu, dass sie sich die Probleme der „Fast Fashion” bewusst machen und begreifen, dass sie selbst als einkaufende Kund*innen Veränderungen bewirken können?
Ich versuche es mit kurzen Filmen, in denen die Jugendlichen von Betroffenen hören können, was es bedeutet auf Baumwollfeldern oder in den Fabriken zu arbeiten. In den Projektwochen machen wir aus Restsachen Kleider, die dann Ende der Woche den Eltern gezeigt werden. Ich gehe mit ihnen zum Beispiel vor Primark. Dort zeigen wir kurze Sketche, die sie vorher in der Projektwoche geübt haben. Wir debattieren ganze Vormittage lang, was gut, was schlecht ist, wenn sie billige, in viel Chemie getränkte Kleider tragen, und was nicht gut ist bei überflüssigem Konsumverhalten.
Natürlich wissen viele einiges schon von den Eltern. Ich versuche mit ihnen Kleidertauschbörsen zu machen. Wenn möglich gehen wir zu Fairen Messen oder in Geschäfte, in denen sie biologische und gerechte Kleider kaufen können.
Weil ich das schon über 15 Jahre mache, habe ich junge Eltern getroffen, die mir sagten, was sie als Jugendliche in meinen Vorträgen gehört haben, und sie selbst machen es deshalb heute als junge Eltern richtig. Das freut mich natürlich.
Was ist eine positive Veränderung im Bereich Mode und Kleidung, die du in den letzten Jahren wahrgenommen hast?
Es gibt sehr viele Geschäfte, in denen man gerechte und auch biologische Kleider kaufen oder online bestellen kann. Es ist keine “Schande” mehr gebrauchte Kleider zu tragen, sondern es ist schick, das auch zu sagen. Es gibt immer mehr Leute, die nicht nur reden, sondern auch tatsächlich handeln. Sie kaufen weniger und nur die nötige Kleidung. Sie achten auf bessere Qualität und organisieren Kleidertauschbörsen.
Ich hoffe, das Lieferkettengesetz wird nicht nur von den Arbeitgebern mit mehr als 3.000 Mitarbeiter*innen ernst genommen und danach gehandelt, sondern dass es für immer mehr Leute möglich sein wird, biologische, gerecht hergestellte Kleider zu kaufen.
Herzlichen Dank für deine spannenden Antworten und die vielen Ideen, die darin für Aktionen rund um das Thema der fairen Kleidung enthalten sind!
Mehr über Kinga:
Kinga von Gyökössy-Rudersdorf – Wikipedia
Mehr zur Fashion Revolution Week in Deutschland:
Fashion Revolution Germany e.V. – Fashion Revolution Deutschland
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