Internationaler Frauentag: Endlich Schluss mit Gewalt an Frauen!

Am 8. März wird international der Frauentag gefeiert. Wir haben mit Lore Raudonat, Referentin Weltgebetstag bei EFW, über eine Aktion mit langer und starker Tradition gesprochen.

Lore Raudonat

Frau Raudonat, weltweit wird am 8. März auf Gewalt und Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht. Warum brauchen wir heute einen solchen Tag mehr denn je?

Weil die Gewalt gegen Frauen so ungeheuerlich weit verbreitet und alltäglich ist in vielen Ländern dieser Welt.  Wir dürfen nicht aufhören, das zu thematisieren! Es ist leider  so, dass Gewalt zunimmt und nicht weniger wird. Dazu ein paar Stichworte: Human trafficking- junge Frauen, die Menschenhändlern zum Opfer fallen. Unvorstellbare Fluchtbewegungen auf Grund von Kriegen, wie z.B. gerade in Idlib, Syrien, oder aus sogenannten wirtschaftlichen Gründen aus vielen Ländern Afrikas.

“Wir dürfen nicht aufhören, das zu thematisieren!”

Aber auch hier in Baden-Württemberg ist noch längst nicht alles erreicht, um Frauen vor Gewalt besser zu schützen. Einer meiner EFW-Kolleginnen berichtete kürzlich von den Bemühungen der Landesregierung, die Vorgaben der sogenannten Istanbuler Konvention umzusetzen.

Wir brauchen einen solchen Tag, weil wir uns nicht gerne mit diesen Themen beschäftigen. Wir blenden sie lieber aus, weil die einzelnen Schicksale so schockierend und unerträglich sind, wenn sie uns in den Medien begegnen. Uns wir auf Desinteresse und Abwehr stoßen, wenn wir über das Thema reden. Ich höre leider immer wieder auch von Frauen, „nein, nicht schon wieder dieses Thema!” Warum sich immer mit diesen negativen Dingen beschäftigen? “

An einem festen Tag, der zudem eine ganz lange und starke Tradition hat – und nicht nur die Überreichung einer Rose für Konsumentinnen in der Fußgängerzone bedeutet – können die Themen öffentlichkeitswirksam angesprochen werden. Der 8. März ist wichtig, weil Frauen sich solidarisieren, weil sie gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen. Er zeigt auch die bunte Vielfalt der Frauengruppen und Bewegungen, von gewerkschaftlich organisierten Frauen bis hin zu karitativ engagierten Frauen. Alle haben die gleiche Vision: Frauen führen ein selbstbestimmtes Leben, frei von Gewalt.

Welche Überschneidungen gibt es zum Weltgebetstag der Frauen?

“Informiert beten und betend handeln”

Von Beginn an ging es im Weltgebetstag wie beim Internationalen Frauentag um Solidarität unter Frauen – beide Basisbewegungen sind zeitgleich entstanden. Beim WGT steht der Gottesdienst am ersten Freitag im März im Zentrum. Dabei gehört das vorausgehende aufmerksame Hören auf die Stimmen der Frauen, die in anderen Kontexten leben, unbedingt mit dazu. Nur so, auf Augenhöhe mit den Frauen, entsteht eine bewegende Spiritualität, die immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes begeistert.

Der zweite Teil des Mottos steht dafür, dass aus Frauenspiritualität Frauensolidarität wird. WGT-Frauen engagieren sich in Deutschland in unzähligen Initiativen und Organisationen, in Gemeinden und Verbänden, die sich Empowerment von Frauen auf die Fahnen geschrieben haben. Genauso werden weltweit Frauen und Mädchen durch den WGT unterstützt, ein Leben in Freiheit, Würde und Selbstbestimmung zu führen.

Diesem gemeinsamen Anliegen, die Solidarität untereinander und das Wissen umeinander, haben wir mit der Veranstaltung „WGT trifft internationalen Frauentag“ ein Gesicht gegeben. Es ist eine Kooperation mit der Beauftragten für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart und findet seit 2014 statt. Mit Expertinnen aus dem jeweiligen Weltgebetstagsland und aus unserem hiesigen Umfeld diskutieren wir aktuelle Themen. Leider müssen wir aus organisatorischen Gründen in diesem Jahr pausieren, die Veranstaltung findet wieder am 8. März 2021 im Stuttgarter Rathaus statt.

Welche Themen liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen: national und international?

Ich finde es sehr erschreckend, dass in Deutschland jede dritte Gewalttat gegen Frauen durch den Partner oder Ex-Partner geschieht. Wie können Frauen, die in einer Konfliktsituation stehen, in Sicherheit ihren eigenen Weg gehen?

Auf der internationalen Ebene beschäftigt mich in diesem Jahr  die Situation der Frauen in Simbabwe, dem diesjährigen WGT-Land. Wenn trotz Schulabschluss oder Studium kaum Möglichkeiten zu einer Berufsausbildung und Erwerbsarbeit möglich sind, wenn Frauen ins Ausland flüchten, um eine Perspektive zu finden und dabei oft die Kinder bei den Großmüttern lassen müssen, dann ist das eine bittere und nicht akzeptable Form von struktureller Gewalt.

EFW widmet in diesem Jahr ihren Soli-Euro einem Flüchtlingsprojekt in Nigeria. Durch persönliche Kontakte nehme ich besonders Anteil an den kleinen und großen Katastrophen in diesem Land  – 2025 wird die WGT-Liturgie von dort kommen.

“Deshalb weiterhin donnerstags in schwarz zur Arbeit und keine Ruhe geben”

Darüber hinaus will ich mich weiterhin für die Kampagne „Thursdays in Black“ einsetzen. So viele kirchliche Gruppen und Institutionen unterstützen diese Bewegung. Es ist gut, dass wir aus unserem christlichen Glauben heraus deutlich machen, dass Gewalt gegen Frauen niemals stattfinden darf!

Weitere Informationen zum Thema:

https://www.frauen-efw.de/unsere-themen/frauen-in-kirche-und-gesellschaft/gewalt-gegen-frauen

Mirjam Hübner
Mirjam Hübner
mirjam.huebner@online.de

Mirjam Hübner ist Diplom-Journalistin und Kommunikationstrainerin. Sie berät die Evangelischen Frauen in Württemberg in Fragen der Online-Kommunikation und der Pressearbeit. In ihrer Freizeit wandert und liest sie gerne – am liebsten mehrere Bücher gleichzeitig.

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