30 Sep Mit Wehmut und mit Stolz…
… registriere ich all‘ die Väter, die morgens ihre Kinder in Kindergarten oder Schule abliefern.
Sei es mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Auto. Ich finde das ganz wunderbar! Im Büro erlebe ich, dass einige meiner Väter-Kollegen diese morgendlichen Momente mit ihren Kindern sehr schätzen und davon erzählen; sie kommen tageweise später ins Büro oder müssen früher gehen, um den Nachwuchs rechtzeitig wieder einzusammeln oder zum Mittagessen-Kochen parat zu stehen. Es gibt sie nämlich, die ‚neuen‘ Väter, die Familienjobs mit gewisser Selbstverständlichkeit und auch aus dem eigenen Bedürfnis heraus übernehmen. Sie begegnen mir morgens auf dem Weg ins Büro ebenso wie mittags auf meinem Rückweg.
Bei uns bin ich diejenige mit dem klassischen Familienjob: Die alles übernimmt und im Blick hat, die für das kranke Kind zuhause bleibt, alle Elternabende, Lehrergespräche und Kuchenbackaktionen o.ä. besucht und bestückt, Klassenfeste und Geburtstage organisiert, u.v.a.m., die ihre Termine um die der Familie herum organisiert. Das war von Beginn unserer Eltern-Zeit an so. Manchmal ärgert mich das, sogar jetzt noch, wo wir sozusagen aus dem Gröbsten raus sind.
Dann rührt sich in meinem Bauch die Wehmut, arbeitet sich aus dem Unterbewussten ins Hier und Jetzt. Wehmut darüber, dass ich es nicht geschafft habe, für mich und uns das Rollenbild aufzubrechen. Hinzu kommt inzwischen der Stolz – ja, Stolz auf die neuen Väter und die neuen Mütter, die so einiges anders machen. Und, ich wiederhole mich, die das mit großer Selbstverständlichkeit tun. Weil beide für die Kinder, im Schönen wie im täglichen Chaos und im Schweren, zuständig sind und auch sein wollen. Es ist gut und wichtig, dass sich die Familienwelt anders zu drehen beginnt, dass Verhalten sich ändert und alte Rollenbilder nicht mehr uneingeschränkt gelten.
Mir ist es nicht gelungen, eine Aufgabenteilung jenseits der Papa-Ernährer- und Mama-Teilzeitjob-Hausfrau-Variante zu etablieren. Das reut mich. Ich wünsche mir nämlich, dass meine Söhne es anders machen als ihre Eltern – in uns haben sie jedoch kein Vorbild. Ich wünsche mir, dass sie irgendwann Familie etwas anders leben, das gerne tun – und am liebsten ganz selbstverständlich.
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