Karwoche mit Brigitte 2019

Die Karwoche ist angebrochen. Für mich ist das seit vielen Jahren eine dem sonstigen Alltag völlig enthobene Zeit.

Sie beginnt mit der Morgenandacht früh um 6.00 Uhr in unserem Gemeindehaus. Ein kleines aber feines Angebot in unserer Gemeinde, ca. 12 – 15 frühe Vögel sind dabei! Diese frühe Morgenstunde hat ihren Reiz: Kirchengeläut, Vogelgezwitscher und Verkehrsgeräusche laden die kleine Schar ein sich mit einem jährlich wechselnden Thema auseinander zu setzen. Meist sind es Personen, die wir in den Blick nehmen. Es können Personen aus der Bibel sein, oder Menschen, die sich in der Nachfolge Jesu als besonders beispielhaft darstellen. In diesem Jahr sind es „Märtyrer des 20. Jahrhunderts“, mit denen wir uns beschäftigen.
Einer davon ist Bernhard Lichtenberg, ein katholischer Priester, der sich an vielen auch offiziellen Stellen gegen die Lehren des Nationalsozialismus bekannte. Öffentliche Fürbittgebete für Juden, KZ-Häftlinge, und gegen Hass und Verfolgung führten schließlich 1941 zu seiner Verhaftung. Der damals bereits schwer herzkranke Geistliche bat darum, während der Haft als Seelsorger für Juden tätig sein zu dürfen. Dies wurde ihm verwehrt. Er verstarb nach zweijähriger Haft auf dem Transport nach Dachau.

Solche Lebenswege hinterfragen mein Christsein.

Dürre Worte für ein Leben voller Tage der Wut über die eigene Ohnmacht, voller mutiger Einsätze und Gespräche – aber – und das ist ebenso wahr, auch immer wieder Zeiten des Zweifels über die Richtigkeit des eigenen Tuns und der Versuchung doch einzuknicken.
Vielleicht doch lieber im Verborgenen helfen und nicht öffentlich für die Verfolgten und Entrechteten beten? In seinen Briefen aus dem GeStaPo-Gefängnis finden wir folgende Passagen:
“ …ich will noch lange leben, ich lebe gerne! Dieses verfluchte Leben ist doch schön!“
„Wenn der liebe Gott will, dass ich noch heute sterbe, so soll Sein heiliger Wille geschehen…“

Widersprüchlich, wie das Leben ist. Eine Sekunde so, die andere ganz anders – wer kennt das nicht!Auch Jesus war in dieser Widersprüchlichkeit gefangen, in den letzten Stunden im Garten Gethsemane, so können wir es im Evangelium nachlesen.

Es ist ja unser Wunsch an Gott dran zu bleiben, einzustehen auch gegen den Zeitgeist und dabei eigene Nachteile in Kauf zu nehmen. Ganz klar – aber in der konkreten Situation sieht das möglicherweise ganz anders aus.
Ich vertraue darauf, dass Gott mich kennt und weiß, in welchen inneren Kämpfen ich mich befinde.
Ich vertraue darauf, dass er mich fängt, wenn ich falle. Ich vertraue darauf, dass er mir die Kraft zur Festigkeit gibt.
Bernhard Lichtenberg hat es erleben dürfen. Ob er sich als „Märtyrer“ bezeichnen würde, bezweifle ich, bescheiden und geradlinig wie er war.
In jedem Fall war er ein mutiger und Mut machender Mensch – das reicht ja auch, um uns zu solchem Verhalten zu inspirieren.

17.04.2019

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Brigitte Zirngibl
Anke.Schiewek@elk-wue.de

Brigitte Zirngibl ist vielfältig in der Frauenarbeit aktiv. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der EFW. Hier im Blog schreibt sie über ihre Erfahrungen.

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