Fridays for Future am Frühstückstisch – und bei Ihnen?

Mit 11 ist meine Tochter voll dabei und will mit einsteigen. Sie weiß, dass sie zu wenig weiß. Sie spürt, es ist wichtig – ich übrigens auch.

Ich bin dankbar, dass sie begriffen hat, dass es ein hoher Wert ist, zur Schule gehen zu dürfen. Samstags ist Debattenpause, sonntags auch, montags geht’s noch. Aber je näher der Freitag kommt und die Entscheidung: Geh ich mit?, desto größer wird die Debatte wieder: Ist das richtig? Darf ich gehen? Wie werde ich glaubwürdig? Können wir was bewegen, wenn wir es nicht zur Schulzeit machen? Kriegen wir das Badezimmer plastikfrei? Was mache ich jetzt nur mit meiner geliebten Fleecejacke?

Wenn Vater und Mutter gleichzeitig mit am Frühstück sitzen, sind die Antworten nicht immer einhellig. Unsere Tochter fordert uns heraus, legt Finger in unbequeme Wunden, die bei jedem von uns etwas anders aussehen.

Ihr könntet doch im verpackungsfreien Laden in Ludwigsburg einkaufen (klar, ist direkt um die Ecke).

Oder auf dem Markt (Einkaufsroutinen ändern?).

Schreibt ihr mir für die Demo eine Entschuldigung?

        Ja, was um Himmels Willen soll ich da denn reinschreiben?

Muss ich damit rechnen von der Schule zu fliegen?

       Oh, vorher würde ich dann vielleicht doch mal mit der Schule diskutieren.

 

       Sind wir die einzigen Eltern, die tagtäglich herausgefordert sind? Oder bewegt Sie das auch? Ich wäre neugierig.

 

 

Dina Maria Dierssen
Dina Maria Dierssen
dina.maria.dierssen@elk-wue.de

Dina Maria Dierssen ist 48 Jahre alt. Sie ist Mutter einer 11jährigen Tochter und eines 14jährigen Sohnes, die sie neben der vollen Stelle gut auf Trab halten. Seit 1996 ist sie in der evangelischen Frauenbildungsarbeit unterwegs: zunächst im Kirchenkreis Wetzlar-Braunfels und seit 1999 in Württemberg. Seit 2014 hat sie die Leitung der Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW). Wenn ihr etwas Luft bleibt, packt sie hin und wieder ihre Flöte aus. Ihre musikalische Kirchengemeinde macht´s möglich.

2 Kommentare
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    Dina Maria Dierssen
    Veröffentlicht um 12:26h, 02 Mai Antworten

    Wenn der Schuh zu groß ist –
    ja, die 11-Jährigen sind mit der Form mitunter überfordert. Ich als Mutter auch. Die offenen WhatsApp-Diskurs-Foren und lokale Gruppenmeetings sind so eine Sache für sich: Lass ich sie hingehen, weil ich es eben auch toll finde, dass hier altersübergreifend zusammengearbeitet wird? Oder rate ich eher davon ab, weil ich gar nicht so genau weiß, wer da auch noch so aufläuft.
    Wenn in den offenen WhatsApp-Gruppen plötzlich pornografische und rechtsradikale Inhalte auftauchen und die – eben auch noch nicht so alten – Administrator*innen nicht richtig aufräumen, wird es meiner Tochter auch kräftig unheimlich. Aber auch das führt zu spannenden Auseinandersetzungen über Verantwortung im Netz, über Widerständigkeit, über Recht und Unrecht – und zur Frage: Wie räumt man eigentlich richtig auf, wenn es nötig ist? Wann meldet man was an die Plattform? Was der Polizei? Und nicht immer weiß ich das, was die Situation gerade von mir erfordert. Ich lerne also mit.

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    Kathrin Fechner
    Veröffentlicht um 09:51h, 02 Mai Antworten

    Bei uns wird ebenfalls diskutiert – insbesondere seit die Stuttgarter Kinderzeitung hin und wieder über Fridays for Future schreibt. Mein jüngster Sohn, auch 11 Jahre alt, würde gerne an den Demos teilnehmen – allerdings hat er (tatsächlich!) Angst vor der möglicherweise großen Anzahl Menschen um ihn herum und verzichtet, bis er etwas älter ist, wie er selbst sagt. Meinen großen Sohn, fast 16 Jahre alt, treibt hingegen die Sorge um den versäumten Unterrichtsstoff um (so strebsam?!); er verlegt sich deshalb auf lange Diskussionen im häuslichen Umfeld. Und mein Mittelsohn, 13 Jahre alt, findet die Ziele korrekt, kennt sich auch aus und ist beinahe neugieriger als seine Brüder. Allerdings sieht er, dass er nicht auf all’ das verzichten will, was er im Alltag braucht. Er sagt, er brauche ein gewisses Maß an Plastik beispielsweise, auch wenn das schlecht sei für unseren Planeten. Da er also nicht komplett dahinter stehe, könne er an den Demos nicht teilnehmen (wieder mal konsequent!).

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