11 Mrz Lebensmittel retten! Denise Katz zur Woche 3 Klimafasten
Was gibt’s zum Essen? – Trotz der Pluralisierung von Lebens- und Familienformen sowie der zunehmenden Gleichstellungsbemühungen, übernehmen Frauen immer noch den Großteil der Hausarbeit, wie aktuelle Zahlen von Eurostat und dem Statistischen Bundesamt zeigen (https://de.statista.com/infografik/15857/verteilung-von-hausarbeit-bei-maennern-und-frauen/). In Deutschland waren es 2016 72 Prozent der Frauen ab 18 Jahren, die täglich kochen und/oder Hausarbeit verrichten. So liegt die Beantwortung der Frage, was es denn zum Essen gibt, weiterhin überwiegend bei Frauen und geht immer auch mit der Einkaufs- und Essensplanung einher.
Lebensmittel und Lebensmittelverschwendung sind aber keineswegs ein rein frauenspezifisches Anliegen, sondern muss gesellschaftlich und politisch zum Thema gemacht werden. Das hat sich beispielsweise Foodsharing (https://foodsharing.de/) zur Aufgabe gemacht. Als bundesweites Netzwerk mit vielen lokalen Gruppen, macht Foodsharing auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam, geht Kooperationen mit Betrieben ein, betreut Fair-Teiler-Abgabestation, in denen Menschen Lebensmittel abgeben und abholen können und ist an verschiedensten (Bildungs-)Veranstaltungen beteiligt.
Ich selbst habe mich vor ca. zwei Jahren bewusst mit dem Thema Lebensmittelverschwendung auseinandergesetzt. Nach vielen Dokumentationen über die Lebensmittelwertschöpfungskette und dem Lesen von Statistiken und Berichten zu dem Thema, habe ich mich gefragt, was ich tun könnte: Mit meinem Mann schreibe ich bereits seit mehreren Jahren einen wöchentlichen Essensplan und wir versuchen nur ein Mal pro Woche einkaufen zu gehen – das spart auch viel Zeit im Alltag und funktioniert ganz gut. Nur frische Lebensmittel, wie beispielsweise Fleisch, kaufen wir dann noch im Laufe der Woche. Dadurch planen wir auch konkret mit den Mengen, die man im Lebensmittelladen in der Regel erhält. Allerdings planen wir meistens auch mit etwas Puffer, da man oft mehr plant, als man am Ende isst. Auch lassen wir noch Mahlzeiten bei der Planung aus, um uns im Supermarkt von den preisreduzierten Produkten, die in wenigen Tagen das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten, inspirieren zu lassen.
Vor knapp anderthalb Jahren habe ich dann beschlossen, mich bei Foodsharing zu registrieren. Hier macht man zuerst ein Quiz, um aufgenommen zu werden. Das ist wirklich sinnvoll, um sicherzustellen, dass jede*r die Grundregeln verstanden hat. Danach begleitet man Foodsaver*innen, wenn sie bei Betrieben Lebensmittel abholen. Erst nach drei Einführungsabholungen erhält man den persönlichen Ausweis und darf Lebensmittel retten. Hierzu kann man sich auf der Homepage von Foodsharing die Betriebe anzeigen lassen, mit denen Foodsharing kooperiert. Nur bei diesen wird entsprechend der Vereinbarungen zu bestimmten Zeiten abgeholt. In einer Art Terminkalender kann ich mich dann bei einem Betrieb eintragen und Lebensmittel dort abholen. Mittlerweile habe ich schon 21 Mal bei verschiedenen Betrieben abgeholt und dadurch knapp 500kg Lebensmittel gerettet. Da das pro Abholung wirklich viele Lebensmittel sind, habe ich mir ein Netzwerk im Bekanntenkreis und in der Nachbarschaft aufgebaut, die nach einer Abholung Lebensmittel bei mir mitnehmen können, damit alle geretteten Lebensmittel verbraucht werden.
Foodsharing ermöglicht es, einen ganz persönlichen Beitrag dazu zu leisten, der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten. Außerdem entstehen auch schöne Begegnungen und Gespräch – Was mach ich denn mit den vielen Bananen? Hast du schon einmal Topinambur zubereitet? Wer kennt ein Rezept, bei dem so viel Fenchel benötigt wird? Der Austausch über Lebensmittel aber auch Lebensmittelverschwendung wird nicht nur unter den Foodsaver*innen, sondern auch in den Netzwerken angeregt. Darüber hinaus wird man herausgefordert, mit Lebensmitteln zu kochen, die man sich selbst vielleicht nicht gekauft hätte und bringt so viel Kreativität in die Küche!
Denise Katz, Referentin EFW
Das Bild zeigt das Team der Raupe Immersatt, einem Foodsharing Laden in Stuttgart West
Sonja Steinmaier-Berner
Veröffentlicht um 09:44h, 11 MärzDenise bringt auch für unsere Mittagspausen in der Geschäfsstelle immer wieder leckeres Essen, das sie gerettet hat.