Bewegt und bewegend: Jubiläumsjahr 2019 (Dritter Teil)

Die Evangelischen Frauen blicken auf ein intensives Jahr zurück: Sie feierten den hundertsten Geburtstag ihrer Organisation. Wir wagen den Versuch eines  persönlichen Fazits und haben mit Dina Maria Dierssen, EFW-Geschäftsführerin, gesprochen. 

Dina Maria Dierssen

Fünf kraftvolle Fragen zum Rückblick auf das Jubiläumsjahr 2019

Frau Dierssen, ein bewegtes und bewegendes Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Was haben Sie im Jubiläumsjahr mit den Evangelischen Frauen geschaffen, getan oder erlebt, auf das Sie richtig stolz sind?

Wir haben als Gemeinschaft miteinander gefeiert: mit Frauengruppen und Frauenfrühstücken, mit Bezirksarbeitskreisen Frauen und Mitgliedsverbänden. Es gab viele, viele eindrucksvolle Begegnungen und neuen Spaß, miteinander unterwegs zu sein. Richtig stolz gemacht hat mich der Jubiläumsordner, das war ein riesiges und lohnenswertes Stück Arbeit.

Welche Begegnungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Bei jeder Ausstellungsführung wurden „innere“ Ausstellungen, also Erinnerungen von unzähligen Frauen, dazugelegt. Zum Beispiel: das Thema Schwangerschaftskleidung; zur Geschichte der Paula-Treffen im Nationalsozialismus; die prägende Rolle vieler namentlich genannter Großheppacher Schwestern in den Kindergärten. Jedes Gespräch war gelebte Kirche und geprägter Glauben.

Hat sich durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte von EFW der Blick auf Ihre Arbeit und deren Ziele neu justiert oder gar verändert?

Ja, zwei Aspekte wurden für mich wesentlich und verändern den Blick auf Gegenwart und Zukunft:

Fundstück: In der Nachkriegszeit verzichtete die Mädchen-Bibelkreis-Arbeit (MBK) auf ausdrücklichen Wunsch der Kirchenleitung auf den Wiederaufbau. Langsam wurde ein zunehmend co-edukatives Jugendwerk aufgebaut, die Mädchenarbeit dort eingegliedert. Die Arbeit, aus welcher der Nachwuchs vielfältiger Frauenarbeit erwuchs, gab es nicht mehr. Schon Mitte der 1950er  war klar, dass – trotz Überleitungsvereinbarung – die Nachwuchsarbeit „eine papierne Konstruktion“ war. Vor diesem strukturellen Problem stehen wir bis heute und es ist nicht gelöst.

Erzählen hilft: Die Rolle der “quasi Vollzeit” ehrenamtlichen Pfarrfrauen für die landeskirchliche Frauen- und Eltern-Kind-Gruppenarbeit war mir noch nie so deutlich. Wir haben das Herauswachsen aus der beruflichen Ehrenamtsrolle begleitet und unterstützt, aber weder Gemeinden, noch Frauenverbänden, noch Kirchenleitung war klar, welche wesentliche und kostengünstige Personalressource in Gemeindeaufbau und -entwicklung verloren gegangen ist. Nichts davon wurde kompensiert. Hier lohnt es sich, über den Ausbau des Gemeinde- oder Zielgruppendiakonats neu nachzudenken.

Welche Fehler haben Sie im vergangenen Jahr gemacht, aus denen Sie lernen können?

Ein solches Projekt braucht mehr Zeit als man denkt, zumal, wenn Stellen unverhofft vakant werden. Die notwendige Zeit habe ich mir aus der Familie und aus meinen originären Aufgaben als Geschäftsführerin genommen. Am Ende eines Jahres schlägt das zu Buche, ist aber kaum ein Fehler. Allemal hat das weder der Familie noch dem Team gut getan, war aber nötig. Daraus lernen fällt schwer.

Was  nehmen Sie aus dem Jubiläumsjahr mit ins Jahr 2020?

Lust auf die vielen großartigen Frauen im Land. Weiter für sie gute Arbeit machen – sei es nun in Kirchengemeinden, Verbänden und wo sie sonst noch anpacken und Kirche und Welt lebenswert machen!

Frau Dierssen, vielen Dank für die Antworten!

Beitragsfoto: pixabay, Portrait: EFW

Mirjam Hübner
Mirjam Hübner
mirjam.huebner@online.de

Mirjam Hübner ist Diplom-Journalistin und Kommunikationstrainerin. Sie berät die Evangelischen Frauen in Württemberg in Fragen der Online-Kommunikation und der Pressearbeit. In ihrer Freizeit wandert und liest sie gerne – am liebsten mehrere Bücher gleichzeitig.

Keine Kommentare

Kommentar schreiben