Dina Maria Dierssen

“12 Fragen an”: Dina Maria Dierssen

Jede Organisation lebt vom Engagement ihrer Mitglieder. So auch die Evangelischen Frauen in Württemberg. In unserer neuen Reihe “12 Fragen an …” stellen wir genau diese Frauen in den Fokus – den Anfang macht Geschäftsführerin Dina Maria Dierssen. 

Dina Maria Dierssen ist 48 Jahre alt. Sie ist Mutter einer 12jährigen Tochter und eines 14jährigen Sohnes, die sie neben der vollen Stelle gut auf Trab halten. Seit 1996 ist sie in der evangelischen Frauenbildungsarbeit unterwegs: zunächst im Kirchenkreis Wetzlar-Braunfels und seit 1999 in Württemberg. Seit 2014 hat sie die Leitung der Evangelischen Frauen in Württemberg (EFW). Wenn ihr etwas Luft bleibt, packt sie hin und wieder ihre Flöte aus. Ihre musikalische Kirchengemeinde macht´s möglich.

1. Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Andacht oder Predigt aus?

Zwei Dinge: ein wirklich interessanter neuer Zugang zu GOTT, zu einer Bibelstelle. Das hilft mir, eine neue Facette GOTTES oder meines Glaubens zu entdecken. Oder ein Zuspruch, sozusagen ein Stück Alltagserlösung, ein Wort, das buchstäblich löst: die Anspannung aus dem letzten Ehekrach, die Mühe mit der nächsten Herausforderung mit den Kindern, die Sorge um die beste Freundin, der zu hohe Berg auf dem Schreibtisch, der kaum mehr zu schaffen scheint. Halt etwas, was hilft, den nächsten Schritt mit Mut und Zutrauen zu setzen.

2. Wen stellen Sie sich vor, wenn Sie die Angebote für die Evangelischen Frauen planen?

Ich stelle mir eher „was“ vor. Nämlich die möglichen inneren Fragen, das Interesse und die äußere Situation der Frauen, mit denen ich arbeiten will. Dann kann ich am besten anknüpfen.

3. Welche Sendungen schauen Sie, um gesellschaftspolitisch up to date zu bleiben?

Ich liebe die ARTE-Mediathek. Dort gibt es viele gesellschafts- und sozialpolitische Dokumentationen. Auch viele Themen, die für mich aktuell gerade nicht relevant sind, aber den Horizont offen halten. Ergänzend ARD-Mediathek und Deutschlandfunk. Aber mit 100% Arbeit und Familie bleibt wenig Zeit. Mediatheken haben den Vorteil, mich zeitungebunden informieren zu können. Autofahrten sind toll, weil ich nicht sortiert oder ausgewählt höre, sondern halt, was gerade kommt. Die Informationsblase gibt es eben auch besonders im On-Demand-Medienkonsum.

4. Und welche, um sich zu entspannen?

Keine, entfällt aus Zeitgründen. Am ehesten Filme mit meinen Kindern: gute Jugendfilme mit meiner Tochter, Dokumentationen aller Art mit meinem Sohn. Obwohl mich Krabbenfang in der Beringsee nur bedingt interessiert, was aber auch durchaus entspannen kann. Nein, ich habe die Hörbücher für mich entdeckt. Sozusagen zurück in die Kindheit und mir abends zum Einschlafen ein Buch vorlesen lassen. Auch da kann ich übrigens direkt auf der zweiten Seite einschlafen.

5. Welches Buch, außer der Bibel, spielt eine bedeutende Rolle in Ihrem Leben?

Der Darkover-Zyklus von Marion Zimmer-Bradley inkl. dazugehöriger Anthologien. Ich mag die Verbindung von Science-Fiction und Fantasy. Hier kommt das frauenspezifische und die Frage, wie Gesellschaften sich entwickeln, noch dazu.

6. Welche Musik hören Sie gerne?

Beim Hören bin ich ausgesprochen flexibel, vermutlich weil ich früher mehr Musik gemacht als gehört habe. Mittlerweile ist Musikmachen eher Luxus und ist klassikdominiert. Hören ist Hintergrund und stilistisch daher total unterschiedlich. Von Rummtata-Klassik zum Putzen bis zu gutem Rock und Folk schlicht alles. Anspruchsvolle Klassik lieber machen als hören.

7. Auf wen würden Sie gerne mal eine Laudatio halten?

Auf meine Freundin Debby, die der ganzen Welt mit ihrem riesigen Vorrat an Wärme und Liebe begegnet. Unglaublich solche Menschen. Oder der ersten Klassenlehrerin meines Sohnes auf der Realschule, mit der es uns gelungen ist, unseren Sohn aus einer tiefsitzenden Schulangst wieder zum fröhlichen Schüler zu machen. Es gibt eben auch großartige Lehrkräfte.

8. Worüber haben Sie sich das letzte Mal so richtig geärgert?

Unsere Freunde haben völlig unerwartet ihren Vater verloren und wurden von der verfassten Kirche rund um die Beerdigung bodenlos alleingelassen. Da konnte ich mich kaum auf dem Stuhl halten.

9. Und worüber das letzte Mal herzhaft gelacht?

Carolin Kebekus/WDR Ladies Night – „Jetzt bist du eine Frau“. Ist schon aus 2017, Facebook gräbt so etwas wieder aus. Habe Tränen gelacht. Gut, das war Konserve. Letztes Wochenende hat der badische Musikverein im Ort meiner Freundin zu Ehren ihres westfälisch-stämmigen Mitglieds das Westfalenlied gespielt. Zum Mitsingen, oh weh. Bei Anreise gab es für alle scheinbar lokalpatriotismusfreien Westfalen den Text. Den kannte niemand, also wurde fleißig geübt. Wir haben Tränen gelacht und alle lokal- und regionalpatriotischen Lieder ausgegraben, die wir so kannten. Von der Hamburger Kneipenhymne bis zum Brandenburg-Lied von Rainald Grebe. Tja, die Badener*innen und ihr geschmettertes Badener-Lied konnten wir nicht toppen.

10. Wo haben Sie Gott zuletzt angetroffen?

Ich hab das große Glück, GOTT immer bei mir zu wissen. Nur mache ich mir GOTTES Gegenwart viel zu selten bewusst. Konkret: Als es heute in vier Minuten geklappt hat, den Überlebenskaffee und die Croissants für die Zugfahrt zu ergattern und den Zug noch zu bekommen. Alle anderen Stände am Bahnhof waren knallvoll, nur an dem einen, direkt am Gleis, hat GOTT mir alle Menschen rechtzeitig fortgeschupst. Ein inneres Halleluja.

11. Was ist Ihre allererste Erinnerung an Kirche?

Kindergottesdienst in unserer Krankenhauskapelle. Rappelvoll, auf Fensterbänken und den Stufen zum Altar, mit Kleingruppen auf den Treppenabsätzen im Krankenhaustreppenhaus. Ich glaub, da war ich, seit ich drei war. Muss der Sonntagvormittagshorror für die Krankenhausbelegschaft gewesen sein, bis zu 120 irre Kids, die auch gerne mal die Fahrstühle okkupiert haben. Bis heute gibt es kaum ein Besuch bei meiner Mutter, bei dem ich nicht auch in der Kapelle vorbeischaue.

12. Ihr (aktuell?) liebstes Bibelwort:

Jer. 29, 7 (Suchet der Stadt Bestes) und Jes. 35,3/Hebr 12,12 (Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie). Beide Verse begleiten mich seit langem und prägen mein Verständnis als Christin und Diakonin. Und 1. Kor.13,12. Dieser Vers ist mir immer Mahnung, dass mein Gottesbild nur ein Teil der Wahrheit GOTTES ist. Stückweise richtig und trotzdem zu vielen Teilen schlicht unvollständig. Wird in Ewigkeit vermutlich mal ein ziemlich großes Happening der Erkenntnis, wenn sich unsere vielen kleinen Wahrheiten mal zum großen Ganzen zusammenfügen. Ich hoffe, wir können dann über viel Gezänk aus unserer Lebenszeit herzhaft miteinander lachen.

Danke, Frau Dierssen, für Ihre Antworten!

Foto: EFW

Mirjam Hübner
Mirjam Hübner
mirjam.huebner@online.de

Mirjam Hübner ist Diplom-Journalistin und Kommunikationstrainerin. Sie berät die Evangelischen Frauen in Württemberg in Fragen der Online-Kommunikation und der Pressearbeit. In ihrer Freizeit wandert und liest sie gerne – am liebsten mehrere Bücher gleichzeitig.

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