Vorher und Nachher

Nach einem schönen Abend mit meiner Freundin Anna in ihrem Lieblingslokal bei ihr um die Ecke drücken wir uns. Das ist jetzt eigentlich der Moment, an dem wir ausmachen, wann wir uns wieder treffen, so alle ein bis zwei Monate gehen wir abends zu zweit weg.

„Schaffen wir das vorher noch mal?“ spricht sie aus, was ich auch denke. Anna ist schwanger, in sechs Wochen ist Entbindungstermin. Schauen wir mal, beschließen wir. „Und hinterher?“ fragt sie, halb lachend, halb ängstlich. Klar. Also wirklich, klar!!! Hinterher, wenn das Kind geboren ist, dann treffen wir uns weiter. Oder?

An diesem Abend ging es natürlich viel um den großen Einschnitt im Leben, den (besonders das erste) Kind darstellt. Anna ist erfolgreiche Akademikerin, der Job war in den letzten Jahren ein großer Teil ihres Lebens, zeitlich und auch von ihrer Energie her. Sie hat viel gegeben, manchmal gekämpft und viel erreicht.

Sie wird den Job vermissen. Sie freut sich auf ihr Wunschkind, aber in den letzten Monaten hat sie sich oft gefühlt, als würde der wachsende Bauch ihre bisherige Identität total in den Schatten stellen. Und das schon vor der Geburt. Im Job wurde ihr plötzlich weniger zugetraut, als Schwangere. Aus Fürsorgepflicht? Anna hat sich wohl gefühlt und wollte nicht als schwangere Arbeitnehmerin wahrgenommen werden, sondern weiterhin als Anna.

Auf die neue Rolle als Mutter freut sie sich auch. Allerdings ist diese Rolle im Moment noch unbekannt und unerprobt. Ihrer alten Rolle als Mitarbeiterin, bei der der Job ganz oben steht, trauert sie jetzt gerade nach. Diese Rolle wird jetzt wahrscheinlich lange nicht mehr so sein wie bisher, auch wenn sie wieder zur Arbeit geht, so etwa in einem Jahr.

Wir haben auch über viele andere Sachen geredet, Anna will ja gerade nicht nur noch auf Mutterrolle reduziert werden. Aber natürlich weiß sie, dass eine neue Phase in ihrem Leben beginnt. Wie sie letztlich ihre alte und ihre neue Rolle in ihrem Leben zusammen bringt ist heute einfach noch nicht klar. Das wird sich auch immer wieder an die Umstände anpassen.

Jedenfalls, liebe Anna: Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf unser nächstes Treffen!

 

Buchtipp

Hier noch ein Buchtipp mit Interview mit der Buchautorin Katrin Wilkens zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier geht es zum einen darum, über die eigene bezahlte Arbeit und die daran geknüpfte Rente nachzudenken. Außerdem berichtet die Autorin mit Beispielen aus ihrer Beratungspraxis über gelungene berufliche Neuorientierung oder Veränderung für berufstätige Mütter oder Frauen, die sich umorientieren möchten.

 

Bildquelle: Pixabay (Lotta Gessner)

Maren Dechant
Maren Dechant
maren.dechant@elk-wue.de

Maren Dechant hat Rhetorik und Psychologie studiert und war viele Jahre als Organisationsentwicklerin und Dirigentin rund um den Globus tätig. Besonders gern und lang im schönen Südengland. Im Oktober 2017 hat sie ihr Weg zu EFW geführt. Für gemeindebezogene Frauenarbeit und Eltern-Kind Arbeit zuständig, ist sie immer auf der Suche nach guter Begegnung und passenden Konzepten für heute und die Zukunft.

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