Herzlichen Glückwunsch, EFW!

Im Jubiläumsjahr 2019 blicken die Evangelischen Frauen in Württemberg auf ein Jahrhundert engagierten Einsatzes für Frauen in Kirche und Gesellschaft zurück. Wir haben mit Eva-Maria Bachteler über die Wurzeln des Verbands und den tragenden Wert der Beharrlichkeit gesprochen.

Frau Bachteler, in den ersten Jahren nach der Gründung der Frauenabteilung des Evangelischen Volksbundes übernahmen evangelische Frauen vor allem sozial-diakonische Aufgaben für die deutsche Gesellschaft. Wie lässt sich das verstehen?

Dazu müssen wir einen Blick zurückwerfen in das Jahr 1919. Das schwer krisengebeutelte Deutschland hatte nach der militärischen Niederlage im Ersten Weltkrieg mit wirtschaftlicher Not und einer tiefen Sinnkrise zu kämpfen. Vor allem die Frauen waren seelisch und körperlich schwer erschöpft – so entstand die Idee der Erholungsaufenthalte bei christlichen Gastfamilien auf dem Land. Unsere heutigen Aufgabengebiete „Müttergenesung“ und „Familienpflege“ haben ihre direkten Wurzeln in diesen ersten Jahren des gemeinschaftlichen Einsatzes.

Erste politische Stellungnahmen folgten nach der Gründung der Dachorganisation „Bund Evangelischer Frauen“ (später bekannt als FrauenArbeit). Evangelische Frauen setzten sich also schon damals intensiv mit Ausbildung, Demokratiebildung und Fragen des Zusammenlebens auseinander – natürlich in einer zeitgemäßen Form. Auch heute ist die Beschäftigung mit gesellschaftlichen und kirchenpolitischen Fragestellungen für unsere Arbeit zentral, dabei nehmen wir konsequent die Perspektive von (betroffenen) Frauen ein.

Können Sie uns einige Höhepunkte der vergangenen 100 Jahre nennen?

Das fällt mir bei einer solchen Vielzahl wirklich schwer! Zu den bekannteren gehören sicherlich unsere Beteiligung am Weltgebetstag als größter ökumenischer Basisbewegung oder die Positionierung zum Pazifismus und gegen atomare Kriegsführung im Jahr 1955.

Deutlich leichter als die Aufzählung einzelner Ereignisse ist es, eine der zentralen Eigenschaften Evangelischer Frauen in den vergangenen 100 Jahren zu benennen: die der Beharrlichkeit. Ohne etliche Initiativen für mehr Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit wäre es heute nicht möglich, dass Frauen als Pfarrerinnen, Kirchengemeinderätinnen, Dekaninnen und Bischöfinnen tätig sind. Ein solches Engagement erfordert eine Menge Ideen, Klugheit und Tatkraft.

Welches Selbstverständnis haben die Evangelischen Frauen heute?

Wir beschäftigen uns aus Frauensicht mit Glaubens- und Lebensfragen und wirken als Interessensvertretung evangelischer Frauen an der Gestaltung von Kirche, Diakonie und Gesellschaft mit. Wir wollen Raum schaffen für die Begegnung von Frauen und eine – auch kontroverse – Diskussion.

Eine unserer größten Stärken ist die Verankerung an der Basis. Die Arbeit der letzten Jahrzehnte war nur durch das vielfältige Engagement der Ehrenamtlichen in den Orten, Bezirken oder auf Landesebene möglich. Dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar.

Die diakonischen Arbeitsfelder der Müttergenesung und Familienpflege richten sich insbesondere an junge Familienfrauen, die aus verschiedenen Gründen Unterstützung benötigen.

Bildquelle: EFW

Mirjam Hübner
Mirjam Hübner
mirjam.huebner@online.de

Mirjam Hübner ist Diplom-Journalistin und Kommunikationstrainerin. Sie berät die Evangelischen Frauen in Württemberg in Fragen der Online-Kommunikation und der Pressearbeit. In ihrer Freizeit wandert und liest sie gerne – am liebsten mehrere Bücher gleichzeitig.

Keine Kommentare

Kommentar schreiben