Fasst wieder Mut! Habt keine Angst! – Impuls zum 3. Advent

Macht die erschlafften Hände wieder stark,
die zitternden Knie wieder fest!
Ruft den verzagten Herzen zu:
Fasst wieder Mut! Habt keine Angst!
Dort kommt euer Gott!
(Jesaja 35, 3-4b)

Mich berühren diese Bilder. Erschlaffte Hände, zitternde Knie, verzagte Herzen – kennen wir das nicht auch von uns selbst? Im Moment liegen Themen in der Luft, die uns zusetzen und Angst machen.

Fasst wieder Mut! Habt keine Angst!Im Vergleich zu früheren Jahren stellen sich mir in diesem Jahr ganz neue Fragen, wenn ich an die kommende Advents- und Weihnachtszeit denke. Seit 6 Monaten sind wir als Familie – angeregt durch meine 16-jährige Tochter und ihre Teilnahme an Fridays for future-Demonstrationen – dabei, unseren Lebensstil nachhaltiger und mit weniger Plastik zu gestalten. Schritt für Schritt haben wir Alternativen gesucht, vieles gefunden, manches ist noch offen.

Adventskalender
Zum Beispiel der Adventskalender: wir haben (zum Glück) schon immer kleine Stoffsäckchen, die jedes Jahr neu befüllt werden – bisher mit kleinen Süßigkeiten und teilweise mit Kleinigkeiten wie Stifte, Haargummis usw. Ehrlich gesagt waren natürlich auch immer völlig „unnütze“ Dinge dabei und nicht selten aus Plastik/in Plastik eingepackt – von den Süßigkeiten ganz zu schweigen.
In diesem Jahr habe ich mich entschieden, das „zero waste“ auch für den Adventskalender durchzuziehen – so weit wie möglich zumindest. Zunächst habe ich mich inspirieren lassen durch Vorschläge und Ideen aus dem Netz. Da war einiges Hilfreiche dabei, allerdings ist nicht alles auf meine Situation übertragbar, z.B. habe ich eben 3 Kinder, arbeite „nebenbei“ noch zu 100%. Somit scheidet für mich z.B. aus, dass ich jedem Kind jeden Tag „Zeit“ schenke – die habe ich nicht.
Andererseits habe ich einige Tipps gelesen, wie ich verpackungsfrei an Süßigkeiten komme. Z.B. mit eigenen Behältnissen an einem Weihnachtsmarktstand einzukaufen. Anderes habe ich auch schon für mich selbst gelöst: Schokolade, Gummibärchen, Nüsse und Kekse aus dem Unverpacktladen, gebrannte Mandeln lassen sich einfach selbst machen (Mandeln gibt es unverpackt). Die nichtessbaren Geschenke habe ich reduziert, hier gibt es nur an den Adventssonntagen etwas in die Säckchen. Und hier schaue ich auf „Nützlichkeit“ und versuche, Plastik zu vermeiden.
Übrigens habe ich natürlich auch überlegt, ob ich nicht das Ganze sein lasse. Brauchen Kinder unbedingt einen Adventskalender? Nachdem mich meine 14-jährige Tochter vor kurzem aus heiterem Himmel gefragt hat, wie das mit dem Adventskalender weitergehen wird, wenn sie irgendwann nicht mehr zu Hause wohnt, habe ich diese Alternative dann doch verworfen.

 

Weihnachtspakete
330 Millionen Weihnachtspakete werden jährlich verschickt, in Spitzenzeiten der Vorweihnachtszeit werden 310.000 Pakete pro Stunde ausgeliefert (ganz zu schweigen von den Arbeitsbedingungen der Paketzusteller*innen). Bei dieser Zahl habe ich mich zunächst gefragt, was damit konkret gemeint ist: die online-Bestellungen um die Geschenke ranzuschaffen – oder die Päckchen, die man dann hinterher verschickt, um Patenkinder, Familie und Freundinnen die Weihnachtsgeschenke zukommen zu lassen. Wahrscheinlich ist das auch egal – ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wir zu keiner anderen Zeit im Jahr so viele Pakete und Päckchen bekommen bzw. verschicken. Meine ersten Überlegungen dazu: ich werde nichts online bestellen, sondern nur das verschenken, was ich in Geschäften bekomme. An der Frage, ob ich nun gar keine Päckchen verschicke, kaue ich noch.

Weihnachtsgeschenke
In manchen Branchen macht das Weihnachtsgeschäft rund 15 % des Jahresumsatzes aus. Unser Konsumverhalten an Weihnachten hat also einen großen Einfluss (2018 Handelsverband Deutschland (HDE)).
Bücher verschenken
43% aller Geschenke zu Weihnachten sind Bücher. Ich lese furchtbar gerne. Ich leihe viele Büche raus Bibliotheken aus, gönne mir aber auch ab und zu einen Einkauf in einer Buchhandlung. Bisher war es für mich undenkbar, ein schon gelesenes Buch weiter zu verschenken. Hat mir ein buch gut gefallen, habe ich es nochmals zum Verschenken gekauft. Nicht unbedingt, weil ich das buch selber behalten wollte – in der Regel lese ich Bücher nie ein zweites Mal. Sondern einfach, weil „man“ das nicht macht. Über diesen Grundsatz bin ich ins Nachdenken gekommen. Und, tatsächlich habe ich es ein paar Wochen gewagt und einer Freundin ein schon gelesenes Buch zum Geburtstag geschenkt. Natürlich mit einer entsprechenden „Erklärung“. Ob ich mich traue, das zu Weihnachten im größeren Stil so zu machen? Drei Menschen habe ich schon nach einem Wunsch gefragt, drei Mal bekam ich „Ach, ein schönes Buch wäre toll“ zur Antwort.

Lebkuchen und Spekulatius
Meine Kinder – und ich auch – lieben Lebkuchen und Spekulatius. Jedes Jahr hatten wir erst mal die Herausforderung, nicht sofort zuzugreifen, wenn die ersten Packungen im Geschäft auftauchen. Wir haben versucht, uns an die „Regel“ zu halten, dass wir erst in der Adventszeit damit anfangen. In diesem Jahr kommt nun eine weitere Herausforderung dazu: wo gibt es Lebkuchen und Spekulatius unverpackt zu kaufen? Der Unverpacktladen führt das (bisher?!) nicht und auch sonst bin ich bisher nicht fündig geworden. Daher heißt unsere Devise jetzt: selber backen. Meine Tochter hat nach einem Rezept aus dem Netz die ersten Spekulatius versucht (ja, schon vor der eigentlichen Adventszeit…). Sie sind super geworden, fanden wir alle und freuen uns jetzt auf die weitere Produktion! Der Lebkuchenversuch war nicht so erfolgreich. Aber dank der guten Tipps von backerfahrenen Freundinnen sind wir ein Stück weiter. Eine Lebkuchenmühle (aus Holz) garantiert wohl beste Ergebnisse. Eine solche steht bereit für das erste Adventssonntagsgeschenk für meine Tochter im Adventskalender. Und dann werden wir hoffentlich auch diese Frage geklärt haben!

Geschenkpapier an Weihnachten
10% mehr Papiermüll entsteht an Weihnachten. Neben allen möglichen Verpackungen dürfte das Geschenkpapier hier eine große Rolle spielen. Schon seit Jahren verwenden wir innerhalb der Familie kein Geschenkpapier mehr an Geburtstagen oder zu Weihnachten. Wir haben einen Fundus an Papiertüten, die jedes Mal wieder zum Einsatz kommen und den wir durch geschenkte Tüten auffüllen. Aber die Geschenke an andere Menschen haben wir meist dann doch in Geschenkpapier eingepackt. Zwar immer öfter in Recycling- Geschenkpapier/Packpapier, aber auch hier gingen immer einige Rollen pro Jahr „drauf“. Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, keine neuen Rollen zu kaufen, sondern erst mal im Keller zu kramen, was sich dort noch findet. Einpacken-Lassen im Geschäft war noch nie eine Alternative für uns. Die Trend-Ideen aus dem Netz mit Zeitungspapier und Stoff haben uns noch nicht so begeistert, aber wer weiß, auf welche Ideen wir noch kommen, wenn wir nur nehmen, was „schon“ im Haus ist?

 

Eva Bachteler
Eva Bachteler
eva.bachteler@elk-wue.de
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