Achtundvierzig mal einself!

Mein eigener Platz: Arbeitsplatz, Sitzplatz, Platz zum Dinge Liegenlassen, zum Briefeschreiben und Notizenmachen, Platz zum Lernen oder Träumen. Mit Tür zum Zumachen. Und Aufmachen. Endlich!

Irgendwann kam sie, die Eingebung, wie mein großer Wunsch nach einem eigenen Raum für mich umsetzbar wäre. Ein Raum, ein Platz für mich, was soll das denn sein? Einmal, da waren sie noch recht klein, erzählte ich meinen Söhnen von diesem lang gehegten Traum. Mein Ältester gab daraufhin zu bedenken: „Du hast doch die Küche!“ So, da stehen wir: Meine Kinder lernen das klassische Rollenbild, damit wachsen sie auf, das verinnerlichen sie also. Natürlich wollte ich das nie, doch tatsächlich bildet unsere Familienarbeitsteilung genau dieses klassische Rollenbild ab. Mit aller Kraft habe ich dagegen gekämpft, Vieles versucht und bin doch oftmals kläglich (aus meiner Sicht!) beim Tun gescheitert. Das lag nicht ausschließlich an mir.

Doch ich schweife ab. Ein Raum für mich, ein eigener Platz. Ich will eine Tür hinter mir zumachen können, die nicht die Klotür ist. Ich will meine Ruhe haben, ohne ins Bett gehen zu müssen – da fühle ich mich nämlich krank. Ich will Material wälzen und Texte schreiben, ohne spätestens zur nächsten Mahlzeit den Küchentisch wieder frei zu räumen. Ich will nicht unterbrochen werden beim Arbeiten. Wenn die Tür zu ist, gilt das als „bitte nicht stören“ und wird akzeptiert. Und dann will ich die Tür auch sehr gerne wieder öffnen, will zurück in den Trubel und ins Familienleben. Jedes Kind und der Mann haben ein eigenes Zimmer. Ich brauche auch diesen Raum für mich. Wie soll das gehen im Mini-Haus einer 5-köpfigen Familie? Ist mein Wunsch nicht allzu vermessen?

Es geht. Wie gesagt, irgendwann kam die Eingebung und jetzt ist er da: Mein Platz. Kaum mit dem Mann besprochen, springt dieser in den Baumarkt, besorgt Platte und Beine, während ich Kleiderständer und Kisten ausmiste bzw. anderweitig unterbringe. Es wird beraten und Maß genommen, anschließend gesägt, gefast und geschliffen, korrigiert und lasiert, Beine drunter, fertig. Aus dem Keller noch den alten Kinderstuhl geholt, er passt wie dafür gemacht. Jetzt habe ich einen Platz abseits der Küche: Achtundvierzig mal einself sind mein Reich – hier darf ich ab sofort einfach nur MEINE Sachen machen. Ich freue mich so sehr!

Vielleicht geht es anderen Müttern und Vätern, Frauen und Männern ähnlich? Von Herzen viel Mut und Erfolg beim Umsetzen!

K Fechner
Kathrin Fechner
fressbefreit@gmail.com

Kathrin Fechner ist Rheinländerin in Stuttgart, außerdem leidenschaftliche Schreiberin zu vielen Themen, die sich insbesondere aus ihrem turbulenten Familienleben mit 3 pubertierenden Söhnen, ihrer Sportbegeisterung und ihrer persönlichen Gesundheitsbiografie ergeben. Kathrin leistet glücklich Hintergrundarbeit im kirchlichen Dienst.

1 Kommentar
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    Sonja Steinmaier-Berner
    Veröffentlicht um 09:13h, 11 Februar Antworten

    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Raum! Es schaut sehr schön aus und wir freuen uns auf die Texte, die an dem tollen Tisch enstehen werden : )

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