„Konfirmation? Nö!“ Gedanken zum Kloß in meinem Hals.

Ich dachte, die Konfirmation sei normal

Vor einigen Wochen bekommt mein Mittelsohn die Einladung zum Konfirmandenunterricht, Beginn in Kürze. Ich trage freudig die Termine für Konfi-Unterricht, Ausflüge und Festgottesdienst in den Familienkalender ein.

Schließlich darf uns da nichts durchrutschen; mir ist die Konfirmation ja sehr wichtig. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass es meinem Sohn genauso geht. Und es kommt mir auch gar nicht in den Sinn, dass es anders sein könnte: Mein Nachwuchs ist getauft, der Große konfirmiert, die Jungs gehen in die Kinderbibelwoche, Gottesdienste besuchen wir immer wieder. Wir sind eine evangelisch-katholische Familie, christlich sozialisiert, völlig normal. Normal ist auch die Konfirmation, so dachte ich.

Gespräch mit meinem Sohn

Ich setze mich also mit meinem Mittelsohn zusammen, freue mich auf den Austausch, vielleicht auf die gemeinsame Ideenentwicklung für die kommenden Monate. Und dann das: „Konfirmation? Nö!“, sagt mein Sohn. Ich habe mich wirklich nicht verhört. Er wirkt völlig entspannt, ruhig und überzeugt, inbrünstig ehrlich. Ich muss schlucken, plötzlich steckt ein dicker Kloß in meinem Hals: Ich fühle mich überrumpelt, bin etwas beschämt, beinahe empört. Jedoch, die Ratlosigkeit überwiegt, ich verstehe sozusagen meine schöne, kleine Welt nicht mehr. Traurig bin ich auch. Mit meinem Mittelkind entspinnt sich ein längeres, ja ein intensives Gespräch, währenddessen er seinen Standpunkt begründet und von diesem auch nicht abweicht. Konsequent.

Ich lerne: Mein Sohn, mein Kind, betrachtet die Sache mit Gott ausschließlich sachlich und wissenschaftlich, Unbewiesenes lässt er nicht mehr gelten. Der früheren Selbstverständlichkeit ist er entwachsen. Sagt: Er hat den guten Gott, wie wir ihn nennen, noch nicht getroffen. Was soll daran gut sein, dass er in der Schule nicht zurechtkommt oder der Nachbarsjunge so schwer krank ist, dass er sterben wird? Gar nix. Also bleibt er bei seinem Nein zur Konfirmation. Nicht einmal für die Geschenke, die sein kleiner Bruder ihm ans Herz legt, wäre er dazu bereit. Er bleibt standhaft. Nun lassen wir die Zeit vergehen, vielleicht ändert er ja seine Meinung irgendwann. Wenn nicht, hat er sich jedenfalls bewusst entschieden. Ich bleibe aufgewühlt und fast ein wenig stolz zurück.

K Fechner
Kathrin Fechner
fressbefreit@gmail.com

Kathrin Fechner ist Rheinländerin in Stuttgart, außerdem leidenschaftliche Schreiberin zu vielen Themen, die sich insbesondere aus ihrem turbulenten Familienleben mit 3 pubertierenden Söhnen, ihrer Sportbegeisterung und ihrer persönlichen Gesundheitsbiografie ergeben. Kathrin leistet glücklich Hintergrundarbeit im kirchlichen Dienst.

2 Kommentare
  • Avatar-Foto
    Dina Maria Dierssen
    Veröffentlicht um 20:10h, 03 April Antworten

    Ich glaube, den Kloß im Hals hätte ich auch. Auch den Stolz. Schlauer Junge, der die Frage aller Fragen stellt und sich nicht zufrieden gibt mit Gottesbildern, die der Realität nicht standhalten. Auch ich habe mich viele Jahre mit dem Zwiespalt rumgeschlagen, in welchem Verhältnis unser guter Gott zum elendigen Leid steht, dem auch unsere Kinder begegnen. Allzuoft bleiben wir tragfähige Antworten schuldig. Schade. Aber ich glaube auch, dass Menschen, die so fragen, auf der Suche nach Antworten bleiben werden. Und sie werden es den Antwortenden nicht leicht machen. Gut so. Gut auch, dass Gott uns immer nah bleibt – unabhängig davon, wo wir gerade stehen mögen. Konfirmation hin oder her.

  • Avatar-Foto
    S.K.
    Veröffentlicht um 09:26h, 03 April Antworten

    Ich finde das gar nicht ungewöhnlich. Meine Tochter war auch erst so drauf, sehr rational, sehr in der Realität verhaftet und wenig bereit, sich auf Aussagen einzulassen, die bewiesenermaßen mit heutigem Wissensstand so nicht gewesen sein können. Diskutiert haben wir auch: „Ich glaube nicht, dass Gott alles geschaffen hat.“ Bis zu der Frage: „Wer hat dann den Urknall entstehen lassen?“ Keine weitere Erklärung dafür. Vielleicht doch etwas Übermenschliches? Verstehen, dass die Geschichten der Bibel letztlich Versuche sind, Ereignisse zu der Zeit zu erklären, in der man noch nicht den wissenschaftlichen Hintergrund von heute hatte. Ergebnis unseres Gespräches damals war, dass sie es wenigstens für ein Jahr ausprobieren soll. Wenn sie dann immer noch der Meinung ist, Glaube und Konfirmation passt nicht zu ihr, dann könne sie abbrechen. Das ist dann auch eine bewusste Entscheidung, aber eine, die aus eigenem Erleben erfolgt. Schließlich nahm sie teil, auch bis zur Konfirmation, und stellte fest, wie schlecht der Religionsunterricht in der Schule war. Das wiederum versetzte uns als Eltern in Erstaunen.

Antworte dem Kommentar S.K. Antworten abbrechen