Abschiede

Verabschiedungen stehen für uns im Berufsleben immer wieder an, manchmal ist es die eigene Verabschiedung, manchmal die von lieben Kolleginnen.Zu der Verabschiedung von Yasna Crüsemann aus dem DIMOE bin ich mit der Bahn gefahren. Wie ich unterwegs Zeugin mehrerer Abschiede wurde (Eine Mama verabschiedet ihr Kind, der Ehemann seine Frau), kam ich ins Grübeln. Abschiede finde ich fürchterlich. Das Wetter an diesem Tag war genau passend zu meiner Einstellung, es war kalt, nass und trüb.

Ich glaube, ich bin mit meiner Abneigung gegen Abschiede nicht alleine. Sie bedeuten, dass wir Altes, Vertrautes zurück lassen müssen und dass wir uns in etwas Neuem zurecht finden müssen.

Aber: in der Bibel gibt es auch gute Abschiede, Abschiede, die nötig sind. Ein Beispiel ist die Trennung von Abraham und Lot. Diese müssen getrennte Wege gehen, damit die Ressourcen des Landes für alle Menschen ausreichen. Ein Abschied sichert hier also den Frieden und die Zukunft der Menschen.

Auch in unserem Leben fällt bei genauem Überlegen und Hinsehen auf: Abschiede sind häufig auch Chancen. Auf einen Neuanfang, auf etwas Anderes und die Chance, uns selbst und unsere Fähigkeiten in einem neuen Umfeld auch wieder neu zu entdecken.

Und ja, Anfänge haben es in sich, aber es gilt auch, wie schon Hermann Hesse wusste: “Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”. Lassen wir uns also verzaubern und begreifen wir die Abschiede unseres Lebens immer auch als neuen Anfang.

Das Gedicht von Hermann Hesse kann uns dabei Wegbegleiterin sein:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

 

Bildquellen: Pixabay von Alexas_Fotos, emmzett und nile

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Saskia Ulmer
Saskia Ulmer
saskia.ulmer@elk-wue.de

Saskia Ulmer ist Landesreferentin bei den EFW und zuständig für den Bereich Kirche und Gesellschaft. In Ihrer Freizeit, sofern sie diese nicht mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann verbringt, ist sie gerne sportlich aktiv. Dabei genießt Saskia Ulmer es, sowohl in der Natur Kraft zu tanken als auch in einem Teamsport Gemeinschaft und Spaß zu erleben.

1 Kommentar
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    EFW Blog | Geben Sie EFW ein Gesicht
    Veröffentlicht um 16:00h, 05 Februar Antworten

    […] Erfahrungsberichte aus dem Alltag (“Ich als Mutter”, “Ich als Hausfrau”, “Ich als Single”, “Ich als Mitarbeiterin” etc.) […]

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